Produkttest: Kautz-Boilies
Seit meinem letzten Artikel auf Angeln mit Stil ist schon einige Zeit vergangen. Wohnort- und Studiengangswechsel, Festivals und viele Angeltage fressen nunmal einfach Zeit. 😉
Wie im April im “Boiliefreund”-Artikel angekündigt habe ich mich nun rund ein halbes Jahr intensiv mit den Murmeln aus dem Hause Kautz beschäftigt. Vorab: Die “üblichen” Bilder von montierten Boilies und dem Paket, das mich erreichte kann ich leider nicht liefern, da sich mein Handy nicht besonders kooperativ zeigte und es mir nicht mehr möglich war die Bilder aus dem Gerät zu retten. Die Geschichte dazu findet ihr auf Ebay. Es lohnt sich!
Mitte April erreichte mich ein Paket von “Kautz – Feinkost für den Karpfen”. Auf meine bitte hin erhielt ich nicht eine explizite Sorte von Boilies, sondern einen Durchschnitt quer durch das kautzsche Programm. Von 500g Portionen bis 100g Packungen war so gut wie jede Sorte und Größe vertreten.
Es versprach also ein Test zu werden, bei dem ich aus den vollen Schöpfen konnte.
Bei meinen Testexemplaren handelte es sich ausschließlich um Freezer-Baits, also unbehandelten Boilies, die lediglich tiefgefroren sind, um keinerlei Geschmacks- und Geruchsverfälschung zu erzeugen. Außerdem war eine kleine Ampulle des “Monster Meat”-Flavours eine kleine Dreingabe.
Wie bereits im Vorbericht beschrieben riecht der Flavour bzw. Dip sehr intensiv. Eigentlich soll man darin seine Boilies dipen, um deren Geruch zu intensivieren. Als leidenschaftlicher Allrounder habe ich ihn aber natürlich zweckentfremdet. Bei jedem Feedern kamen einige Tropfen davon ins Futter. Das reicht vollkommen aus, um das Futter extrem zu tunen. Obwohl ich beim Feedern sonst auch recht gut fange war ein Unterschied im Ergebnis doch deutlich erkennbar. Rund 15€ für 50ml ist zwar kein Pappenstiel, aber das Geld ist er definitiv wert. Zumal nur wenige Tropfen benötigt werden. Mir hat der Dip bei rund 2 Feedertagen pro Woche von Ende April bis in den September hinein gereicht.
Um den Flavour optimal zu nutzen habe ich von einem Nasentropfenfläschen den Deckel abgeschraubt und auf die Monstermeatflasche gesetzt. Dieser passt hervorragend und mittels der Pipette lässt sich die Menge exakt dosieren.
Direkt zu dem edlen Tropfen gehts hier.
Viel interessanter als der Dip ist aber das eigentliche Testprodukt – die Boilies.
Wie eingangs erwähnt bekam ich ein buntes Programm. Vorneweg: Ich konnte bei keiner der einzelnen Boiliesorten signifikante Fangunterschiede feststellen. Obgleich es laut Markus Kautz für jeden Boilie einen speziellen Einsatzbereich gibt, fischte ich alle möglichst zeitgleich in den selben Gewässern. Aus diesem Grund beschränke ich mich im Test auch hauptsächlich auf den Winter Spice, da zu den anderen keine signifikanten Unterschiede bestanden, ich den Winter Spice aber am meisten fischte. Danke an dieser stelle nochmal an Sebastian und Stephan, die entweder Vergleichsboilies fischten, eine andere Sorte von Kautz, oder eine andere Größe.
Selbst durch die luftdichte, verschweißte Verpackung roch jede Sorte intensiv. Ein dicker Pluspunkt!
“Feinkost für den Karpfen” – ein Konzept, das stimmt. Beim geschmacklichen Selbstversuch probierte ich ausnahmslos jede Sorte durch – sogar den Monstermeat…
Bei keiner Sorte waren störende oder geschmackliche Ausfälle zu bemerken. Besonders der Winter Spice hatte es mir angetan. Schmeckt herrlich weihnachtlich ohne zu aufdringlich zu sein. Beim Angeln wurde so mancher Boilie dieser Sorte nicht nur vom Fisch verzehrt und meine Nase hing ständig im Boilieeimer!
Die Konsistenz ist mitunter sehr weich, weswegen gerade Gewässer mit starkem Grundel- oder Krebsbestand Probleme machen können. Ein Nachhärten durch zusätzliche Trocknung ist zwar möglich, sobald die Boilies allerdings im Wasser landen werden sie wiederum recht schnell weich. Das ist zwar kein Nachteil, muss allerdings berücksichtigt werden.
Beim Nachtrocknen entwickelt die Sorte Winter Cream allerdings die sehr unangenehme Eigenschaften bei Druck in zwei Hälften zu zerbrechen. Ein Fischen am Haar wird also ohne vorsichtiges Vorbohren des Boilies also so gut wie unmöglich. Hier besteht Nachbesserungsbedarf!
Mein erstes Testgewässer war der Main, an dem wir nacheinander mehrere Stellen befütterten. Das Grundgerüst waren eine Menge Partikel, hauptsächlich Mais und Weizen, rund 10 Kautz-Boilies pro Tag als zusätzlicher Leckerbissen obendrauf.
Besagte Weichheit der Boilies führte dazu, dass ich an Grundelintensiven Stelleln nach spätestens 3 Stunden den Boilie wechseln musste. Ein Zeichen dafür, dass der Boilie erstens gut arbeiten und zweitens die Grundeln famosen Hunger hatten. Da wir aber sowieso tagüber unsere Köderfische fürs nächtliche Wallerangeln feederten und die zweite Rute auf Karpfen legten war dies kein Beinbruch. Wer seine Ruten allerdings länger liegen lassen möchte, sollte besser keine Grundeln im Gewässer haben.
Meine Zielfische, namentlich Barben, Karpfen und Döbel sprachen hervorragend auf die Kautz-Murmeln an!
Viel interessanter sollte aber der Test am Baggersee werden. Dort gibt es fast keine Grundeln, dafür aber etliche Karpfen bis zu ca. 38 Pfund.
Auch hier fütterten wir ähnlich wie im Main vor, allerdings mit stark reduzierter Menge. Auf den Mais- und Weizenteppich folgten immer eine Murmeln, um einen extra Anreiz zu setzen. Bei einem dreitägigem Ansitz zu viert bewies der der Kautz, dass er sich gegen jeden anderen Boilie durchsetzen konnte. Das Ergebnis war nicht eklatant, die Gesamtfischmenge wegen äußerer Faktoren wie sehr wechselhaftem Wetter aber auch nicht besonders hoch. Obgleich jeder von uns Vieren fing, gelang es mir dank dem Winter Spice die Meisten und den größten Karpfen zu fangen. Angeboten mit einem kleinen, zusätzlichen Pop-Up und einem Knetblei knapp unter dem Haken setzte ich meinen diesjährig schwersten Karpfen bei rund 15,3kg fest.Aber auch die kleineren Karpfen ließen sich nicht lumpen und langten zu.
So überzeugt ich im Nachhinein auch von den Kautz-Murmeln bin, so ein großes Manko gibt es aber auch. Und das ist der Preis. Gerade als Student sind rund 15€/kg nicht gerade erschwinglich.
Man bekommt zwar viel Leistung für nicht wenig Geld, muss aber auch realistisch bleiben. Für meine Gewässer ist der Kautz leider zu teuer. Um auf gute Fangzahlen zu kommen müssen wir relativ viel anfüttern, gerade im Main in dem geschätzt 50% des Futters in Grundelmägen landet und weitere 30% vom Schiffsverkehr und der Strömung weggesogen werden. Und ganz ehrlich: Um die Grundeln dick zu mästen ist mir mein sowieso schon knapper Etat zu schade.
Wer aber wenig füttern muss oder darf und vielleicht zusätzlich noch sehr verwöhnte Fische hat, dem kann ich die Feinkost nur herzlich empfehlen. Ein exzellent fängiger Boilie ohne unangenehm riechende oder schmeckende Zusatzstoffe, der von den Fischen sofort angenommen wird, ohne ihn jemals vorher zu Gesicht bekommen zu haben.
Sehr informativ