Methodfeedern – Was ist das überhaupt?
Vor rund 5 Jahren beschäftigte ich mich zum ersten Mal intensiver mit dem Feedern an sich. So hatte ich zuvor zwar immer mal wieder die Feeder genutzt, um beim Jugendangeln zumindest irgendwas zu fangen, ein System steckte aber noch nicht dahinter. Das verfeinerte sich erst mit der Zeit und ausgelernt habe ich auch bis heute noch lange nicht!
Was aber das Methodfeedern betrifft, so bin ich mit rund 2-3 jähriger Erfahrung für meine Begriffe noch ein Neuling.
Ich warf damals häufiger eine Karpfenrute aus, und feederte mit meiner zweiten Rute “normal”. Das macht zwar Spaß und ist meistens sehr kurzweilig, fordert allerdings immer die volle Aufmerksamkeit.
Ich suchte nach einer Möglichkeit die Feederrute zu nutzen, ohne sie dauerhaft im Auge haben zu müssen.
Der Trend des Methodfeederns war aus dem Heimatland des Specimenhuntings, Großbritannien, gerade voll am rüberschwappen. Dennoch ist diese Methode mitunter bei uns immer noch recht unbekannt.
Auch mir erschloss sich das System nicht direkt auf Anhieb. Durch mehrere Unterhaltungen mit reinen friedfischangelnden Kollegen kam ich aber dann doch auf den richtigen Trichter.
Im Grunde funktioniert das Methodfeedersystem genau wie das Karpfenangeln mit (Semi)festblei.
Der Futterkorb fungiert als Bleigewicht, an dem sich der Fisch hakt. Das Vorfach ist exakt wie das “normale” Karpfenvorfach aufgebaut, sofern man mit Boilies bzw. Miniboilies angelt. Lediglich die Länge des Vorfachs ist stark reduziert.
Ich fische am liebsten sehr harte Miniboilies, da fast alle anderen Köder binnen kürzester Zeit von den zahlreich vorhandenen Grundeln zerlegt werden – ein weiterer Vorteil des Methodsystems. Es werden weitaus weniger Grundeln gehakt, als es beim normalen Feedern der Fall wäre.
Mein Vorfach binde ich in der Regel selbst, da ich den gekauften, fertigen Vorfächern kein vertrauen schenke. Zu oft habe ich damit bereits gute Fische verloren, denen ich teilweise heute noch nachtrauere 😉
Als Vorfachschnur verwende ich ein 22-24er Flurocarbon, Berkley Trilene. 50m hiervon reichen mir bereits seit Anfang meiner Methodkarriere, allerdings wird die Spule langsam leer.
Warum Fluoro? Erstens ist es für die Fische schlecht sichtbar, und zweitens, der viel wichtigere Aspekt: Es ist sehr abriebbeständig. Häufig ist beim Methodfeedern Fußball angesagt. Kleinfische und Grundeln sammeln den Köder auf, haken sich nicht, schleudern ihn über den Boden, zerren an ihm, stupsen ihn an. Dass das bei einem steinigen Untergrund keinesfalls gut für das Vorfach ist sollte einleuchtend sein.
Zuerst binde ich mir eine kleine Schlaufe, die ein wenig größer als der Durchmesser des Boilies ist, den ich fischen möchte. Anschließend ziehe ich den Boilie direkt auf die Schlaufe und bringe den Stopper ebenfalls an. Ich verwende am liebsten dieses Modell, da es sich in den Boilie ziehen lässt, bombensicher auch bei viel Kleinfischgenuckel hält und oft auch noch am Ende eines Drills im Haar hängt – also wiederverwendbar ist.
Sitzt mein Boilie auf dem Haar fädle ich vom offenen Ende her den Haken auf. Die Spitze nach oben. Theoretisch ist das Modell irrelevant, ihr könnt aber wie beim Karpfenangeln verschiedenste Schränkungen, Öhrwinkel, Größen und Ähnliches erwerben. Ich nutze besonders gerne die Drennan Speciman Plus Haken in Größe 10-12. Diese Haken sind dickdrahtig, besonders scharf und von hervorragender Qualität. Natürlich kann man günstigere Haken fischen, es wäre aber sehr ärgerlich einen guten Karpfen nur wegen dem Sparen am falschen Ende zu verlieren. Davon abgesehen bleiben die Drennan auch nach vielen gefangenen Fischen scharf, sodass man im Schnitt runtergerechnet pro gefangenem Fisch mehr spart, als wenn man günstigere Haken kauft, die man häufiger wechseln muss. Anschließend stelle ich den richtigen Abstand zwischen Boilie und Haken mit ein wenig Feingefühl ein, bei einem 10mm Boilie sind das rund 0,5cm, umwickle nun den Hakenschenkel sauber mit dem noch offenen Ende des Vorfachs und führe dieses erneut von hinten nach vorne durchs Öhr.
Spätestens jetzt wird euch auffallen, dass durch das steife Fluorocarbon der Haken sehr aggressiv steht. Um diesen Winkel ein wenig zu entschärfen ziehe ich ein Stück Schrumpf- oder Gummischlauch über das Hakenöhr bis auf die Wicklung. Der Haken steht jetzt im perfekten Winkel von der Schnur ab. Beim “Hakversuch” mit dem gestreckten Finger wird sich der Haken immer perfekt eindrehen. Probiert es aus!
Als Köder könnt ihr theoretisch alles verwenden. Fische sind neugierig und testen fast alles mit dem Mund. Das extrem kurze Vorfach hakt sofort sicher. Wegen kleinerer Weißfische und Grundeln ist es aber sinnvoll auf harte Köder zurückzugreifen, also beispielsweise Hartmais, Miniboilies, Pellets aber auch Karottenstücke, Knoblauchstücke, Gummibärchen und sogar bunte Plastikkugel fangen. Man muss nur darauf achten, dass der Haken-Köder-Abstand nicht zu groß und nicht zu klein ist
Nun kommt lediglich noch eine Schlaufe ins obere Ende des Vorfachs, fertig ist der wichtigste Teil.
Das mag zwar aufwendig sein, aber ihr habt ein Vorfach, auf das ihr euch 100%-prozentig verlassen könnt, ihr spart Geld im Vergleich zu fertigen Vorfächern und ihr könnt diese beim Angeln binden, wenn ihr Zeit und Lust dazu habt.
Früher verwendete ich die schwarzen Methodkörbe von Browning, diese sind aber, mit Verlaub, scheiße verarbeitet. Das Schnurführungsröhrchen ist schlecht geklebt, rutscht nach wenigen Würfen aus dem Korb, eure Schnur kratzt über das Blei, und der Korb mitunter auf den Haken.
Auch hier bin ich wieder bei Drennan fündig geworden. Ich nutze die Flat Feeder-Modelle in entsprechenden Gewichten. Anfangs schreckte mich zwar der extrem hohe Preis ab – allerdings auch hier wieder: Im Normfall verliere ich keine oder wenn nur sehr, sehr wenige Körbe. Der Qualitätsunterscheid rechtfertigt also den Preis. Auch ist das Zwei-Schlaufen-System so einfach wie genial.
Die dazu passende Futtermould muss man separat kaufen, sie ist aber nicht unbedingt notwendig. Sofern man sie hat ist es allerdings ein praktisches kleines Gerät. Der Köder wird in die Vertiefung gelegt, ein wenig Futter darüber gestreut, der Korb darauf gelegt und mit ein wenig Krafteinsatz festgepresst. Entfernt man dann die Mould hat man ein perfekt aerodynamisch geformtes Futterhäufchen, auf dem oben der Boilie aufsitzt.
Dafür muss das Futter allerdings exakt die richtige Feuchte haben.
Ich verwende das Methodsystem am liebsten, wenn ich zuvor auf einer Stelle schon eine gewisse Zeit normal gefeedert habe. Häufig ist dann viel Fisch am Platz, und ich komme in Stress. Um das zu vermeiden montiere ich dann auf das Methodsystem um, und werfe wieder auf meinen Spot. Der Köder liegt dort dann direkt auf dem Korb auf, umgeben von einem kleinen Häufchen Futter. Neugierige Fische wühlen in diesem und nehmen den Boilie und Haken auf. Durch das extrem kurze Vorfach haken sie sich sofort selbst. Auch sehr leichte Körbe mit 20g reichen vollkommen aus, um den kleinen Haken sicher zu setzen. Zu größeren Körben greife ich nur, wenn die Strömung oder der Wind das von mir fordert.
Kleine Fische wie Grundeln oder Rotaugen versuchen zwar den Köder aufzunehmen, bekommen ihn aber nicht ins Maul, haken sich deswegen auch nicht, aber werfen den Boilie unter Wasser hin- und her. Es ist also im Gegensatz zum normalen Feedern nicht sinnvoll jeden Zupfer anzuschlagen. Im Idealfall spant man seine Rute leicht und stellt die Bremse oder den Freilauf der Rolle straff, aber nicht hart ein.
Hakt sich nun ein größerer Fisch, wie z.b. ein Karpfen, so könnt ihr das über das Ablaufen der Bremse hervorragend erkennen. Selbst große Brassen schaffen es häufig nicht die Bremse zum anspringen zu bekommen – in deren Fall macht die Rute aber einen eindeutigen Scheibenwischer.
In den meisten Fällen ist ein Anschlag nicht mehr nötig, es reicht die Rute in die Hand zu nehmen und mit dem Drill zu beginnen.
Ihr könnt das Methodfeedersystem selbstverständlich auch an anderen Ruten als an einer Feederrute fischen – letztere bietet sich aber an, weil man über die sensible Spitze genau mitbekommt, was am Korb passiert. Ist viel Fisch am Platz hat die Rutenspitze quasi Dauerbewegung. Tut sich dann plötzlich gar nichts mehr ist häufig ein größerer Fisch am Platz und hoffentlich auch bald am Haken.
Ihr könnt mit dem Methodsystem also Kleinfisch fasst komplett aussortieren und gezielt auf die kapitalen Weißfische angeln. Seien es große Brassen, Schleien, kapitale Rotaugen oder starke Barben – und selbst Karpfen mit über 30 Pfund lassen die Miniköder nicht liegen.
Wenn ihr also gern auf eine breite Fischpalette angelt, euch aber der Aufwand und die nötige Aufmerksamkeit des normalen Feederns abschrecken, dann probiert doch mal das Methodfeeder-system aus – mittlerweile eine meiner liebsten Angelarten!
Moin,
ein genialer Artikel zum Methodfeedern. Das ist für die Anglerneuglige ein gutes Thema, um das Wissen zu erweitern. Top!
Wie siehst du das Method Feedern im Vergleich zum normalen Feedern? Kann man da große Sprünge erwarten? Beste Grüße Chris
Hey Chris,
Du hast beim Method im Schnitt größere Fische, die sehr sicher gehakt sind ohne zu schlucken und weniger Stress beim Angeln. Wenn du auf fischanzahl angeln willst würde ich normal Feedern, soll es auf Größe und Masse gehen dann Methodfeeder. Hast du die Fische auf dem Platz laufen aber beide Methoden gut.
Ich persönlich feedere oft normal, bis ich durch viel Kleinfisch in Stress komme und wechsel dann auf Methodfeeder. So lässt sich ein schöner Futterplatz anlegen, der ordentlich frequentiert wird, aber kann sich hinterher die sahnestücke rauspicken 🙂
Hab deine Artikel ja schon immer gerne gelesen und mit diesem hier hast du mein Vorhaben, dieses Jahr forciert mit dieser Methode zu fischen, gefestigt.
Unser Rhein-Herne-Kanal hat grosse aber selten Brassen. Mal schauen, ob ich sie mit Method nicht doch aus dem Kanal locken kann. 😉
Danke auch, dass du auch deine besten Tipps preisgibst.
Danke dir für das Lob!
Würde mich freuen, wenn du dann berichtest, wenn du Erfolg hattest 🙂
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