Barben ballern
Die Barbe ist in meinen Augen ein extrem unterbewerteter Fisch. Gerade Karpfenangler “ärgern” sich oftmals über den unerwünschten Beifang. Dabei ist die Barbe ein kampfstarker Fisch, der auch an der 3lbs Rute Spaß machen kann.
Wenn die Karpfen noch lange nicht ans Fressen denken, sind die Barben schon aktiv auf Futtersuche. Sie kommen in nahezu jedem Fließgewässer vor und lassen sich mit verschiedensten Ködern fangen. Von der Made über Wurm hin zu Käse, Fleischwurst, Frühstücksfleisch, Pellets und Boilies.
Barben lassen sich gut an Futterplätze gewöhnen, sind aber auch ganz abseits davon zu fangen. Sie lieben die Strömung und halten sich nur selten abseits davon auf. Strömt es also an einer Stelle mehr als im restlichen Flussverlauf, halten sich da bestimmt Barben auf. Das kann zum Beispiel an Engpässen oder nach Wehren sein. Hier lohnt der Versuch und man wird schnell feststellen, ob man die Fische hier zu Recht vermutet.
Seit Anfang März befüttern einige Kollegen und ich sparsam eine Stelle am Main direkt oberhalb einer Staustufe. Oberhalb unseres Platzes befindet sich eine Abladestelle für Schotter und Bruchsteine, die z.B. für den Ausbau des Mains oder für Uferbefestigungen verwendet werden. Dadurch wird an unserer Stelle immer wieder Nahrung vorbeigetrieben.
Gerade, wenn gerade ein Schiff an- oder ablegt, wird der komplette Bereich ordentlich durchgewirbelt. So sehr das vielleicht beim Angeln stört, so sehr sind es die Fische aber auch gewohnt. Dort kommt Futter und Sauerstoff ins Wasser. Das sieht man auch an den Barben. Fängt man unterhalb der Staustufe zwar anzahlmäßig wesentlich mehr Fische, so sind sie im Oberwasser aber wesentlich größer. Obwohl wir an anderer Stelle füttern, fangen wir die meisten Barben im als monoton markierten Bereich. Dort ist der Fluss durchgehend rund 3,90m tief, leicht mit Pflanzen bewachsen und schnell strömend. Oftmals bleiben dort nicht einmal 170g Gripblei am Platz. Die wenigsten Fische beißen direkt am Futterplatz. Lässt sich dort zwar die ein oder andere Barbe durch Zufall per Feederrute fangen, ist das Groß der Fische doch in der starken Strömung zu finden. Die einfachste Methode ist es, mit der 3lbs Karpfenrute 150-200g Blei rauszufeuern und abzuwarten. Beim Ablegen der Rute die Bremse oder den Freilauf so einstellen, dass die Rolle unter Zug Schnur freigibt und die Rute sicher im Ständer steht. Sonst hat man im wahrsten Sinne des Wortes das Nachsehen. Mein Lieblingsköder bei dieser Angelei sind Halibutpellets. In 16mm Größe sind diese für größere Barben gerade richtig. An der simplen Selbsthakmontage mit einem 6er Karpfenhaken hängt jede Barbe sicher. Oftmals kommt der Biss bei den Pellets auch nur rund 15 Minuten nach dem Auswerfen. Ich nenne das die “Standfische”. Diese Barben stehen irgendwo am Gewässergrund in der Nähe des Hakenköders und finden diesen schnell durch den intensiven Geruch, den er abgibt. Je nach Wassertemperatur sollte man den Pellet nach 1-2 Stunden kontrollieren und gegebenenfalls wechseln.
Oftmals werden mehrmals am Tag von der Staustufe unterschiedliche Durchflussmengen gefahren. Das merkt man entweder daran, dass die Spannung in der Schnur nachlässt, oder das Blei zu hoppeln anfängt. Beginnt es zu rollen ist es ratsam die Montage einzuholen und ein schwereres Blei zu verwenden. Denn sobald die 150g Gramm erst mal hängen, dann hängen sie. Der Verlust der gesamten Montage schmerzt dann doch sehr im Geldbeutel.
Hat dann schließlich ein Torpedobarbe den Köder genommen ist das deutlich zu erkennen. Durch die Strömung und die Selbsthakmontage hängt sie sicher und nimmt einige Meter Schnur von der Rolle. Spannung aufnehmen und Bremse schließen. Oftmals stellen sich die Barben im Drill einfach in die Strömung, sodass man bei leichterem Gerät oftmals das Gefühl hat, dass sich “gar nichts tut”. In so einem Fall wenn möglich die Spannung ein wenig erhöhen.
Je größer die Barbe, desto ruhiger ist sie im Drill. Der Großteil besteht dann aus einfachem ranpumpen. Sobald es jedoch in Richtung Ufer geht werden auch die Kapitalen wehrhaft und ein “richtiger” Drill beginnt. Erst jetzt beginnt sie mit dem Schnur nehmen. Es ist also ratsam in Ufernähe die Bremse empfindlicher als im Rest des Drills zu stellen.
Möchte man die Barbe zurücksetzen ist es wichtig sie so lange mit dem Kopf gegen die Strömung zu halten und stabilisieren bis sie von alleine losschwimmt. Man sollte sie nicht zu früh loslassen, da sie einige Zeit brauchen um sich zu regenerieren.
Dass die Barben aber nicht nur weit draußen stehen, sondern auch den Futterplatz aufsuchen konnten wir feststellen. Abgesehen von den Einzelfängen auf dem Futterplatz hatten wir von einigen der größeren Barben Hinterlassenschaften auf der Abhakmatte, die eindeutig vom Futterplatz stammten. Das war zum Beispiel unser Feederfutter in verdauter Form.
Warum hatten wir diese aber nicht mit der Feederrute erwischt?
Gerade die Größeren kommen nur Nachts in Ufernähe. Also dann, als wir schon längst zusammen gepackt hatten. Im Laufe der nächsten zwei Wochen werden wir versuchen auch einige dieser Nachteulen zu fangen. Da heißt es gespannt bleiben!